Am Donnerstag den 10.06 sollte das Projekt im Planungsausschuss behandelt werden. Es ist kurzfristig wieder von der Tagesordnung genommen worden. Anscheinend bestand noch Beratungsbedarf in der Politik. Nun wird das Projekt im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Planungsausschusses am 26.08.2021 behandelt.
Gespräch mit den Investoren
Wir hatten die Investoren um ein Gespräch vor dem Planungsausschuss im Juni gebeten. Dies sollte ein konstruktives und vor allem transparentes Gespräch sein. Auf unsere Anfrage haben wir zunächst keine Antwort erhalten. Mit dreiwöchiger Verspätung kam dann die Antwort, dass man erst nach der nächsten Sitzung des Planungsausschusses (Ende August) mit uns reden möchte. Es sollen also zunächst Tatsachen geschaffen werden, bevor man sich mit der Anwohnerschaft unterhält – also das Gegenteil eines konstruktiven und transparenten Dialogs und somit wieder einmal eine verpasste Chance.
Was wissen wir
Wir sind gefragt worden, an der Wettbewerbsjury zu einem Wettbewerb für den Bunker teilzunehmen. Es soll nun dort auf eine Wohnnutzung – warum auch immer – verzichtet werden und die unteren (unbelichteten) Geschoße für eine Quartiersnutzung geöffnet werden. Eine Büronutzung soll als Aufstockung auf den Bunker gesetzt werden. Hier fragt man sich nun doch, ob es nicht Wohnungen sind, die fehlen – Büroräume stehen z.T. leer und werden auch angesichts der Pandemie und sich weiter etablierendem homeoffice immer weniger benötigt. Wie bereits im letzten Blogbeitrag angesprochen, könnte der Bunker ja auch als Zisterne für Starkregen und Trockenzeiten dienen. Oder aber als Kultur- und Energiebunker wie in Hamburg (KulturEnergieBunkerAltonaProjekt – KEBAP) – man muss nur bereit sein, nachhaltige Ideen anzustoßen.
Wettbewerbsjury
Die BI ist aber nicht als Gruppe zur Teilnahme an der Jury gefragt worden, sondern ich – Karsten Schellmat – als Person. Die Anfrage habe ich an dem einen Tag erhalten und am Tag darauf bin ich ohne irgendeine Rückmeldung meinerseits zur Teilnahme an der Jury eingeladen worden. Ich habe daraufhin als Person abgesagt, aber nicht für die Initiative.
Als Initiative ist es uns nicht möglich auf Basis von rudimentären Teilinformationen eine Zusage zur Teilnahme an der Jury zu machen. Auch deshalb hatten wir u.a. ein Gespräch mit den Investoren erbeten – mit dem oben dargestellten Ergebnis.
Nichtöffentlich
Es stellt sich ebenso immer mehr die Frage, warum ein Projekt von diesem öffentlichen Interesse immer noch im nichtöffentlichen Teil des Planungsausschusses behandelt wird. Von einem Vertrauensschutz für die Eigentümer, kann nicht mehr die Rede sein. Die Beteiligten sind bekannt und das Vorhaben auch. Demnach spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, das Projekt im öffentlichen Teil der Sitzung zu behandeln, um einen transparenten Prozess zu gewährleisten.
Vertrauen in den weiteren Prozess
Die Vorgehensweise der Investoren hat das Vertrauen in die Abstimmung zur weiteren Projektentwicklung für eine zukunftsfähige Entwicklung des Quartiers massiv strapaziert. Es geht sogar so weit, dass wir das Angebot zur Beteiligung der Investoren als vorgeschoben betrachten. Die alten Muster der Projektentwicklung mit einer Alibi Beteiligung der Anwohnerschaft funktionieren nicht mehr. Zudem wird es angesichts der stark steigenden Mieten und Immobilienpreise immer deutlicher, dass der Markt den Mangel an bezahlbaren Wohnraum nicht auflöst, sondern verschärft.
Klimawandel und Klimafolgenanpassung
Die Prinzipien einer nachhaltigen Stadtentwicklung z.B. der Schwammstadt (siehe letzten Blogbeitrag) sind angesichts der Entwicklungen und Berichte der letzten Wochen und Monate nicht mehr wegzudenken aus der Entwicklung eines zukunftsfähigen Quartiers. Wenn Anwohner darüber nachdenken den Boxpark zu pachten und ihn nachhaltig zu entwickeln, ist es doch eine umso größere Pflicht der lokalen Investoren hier ihren Beitrag zu leisten anstatt einzig und allein an die Rendite zu denken, die sie aus diesem Projekt ziehen können.
EU-Richtlinie
Noch verwunderlicher ist dies vor dem Hintergrund einer europäischen Verordnung – der sog. EU-Taxionomie. Mit dieser Richtlinie werden u.a. Immobilienportfolios gezwungen, öffentlich darzustellen wie nachhaltig sie aufgebaut sind. Wenn es schon mit der persönlichen Übernahme von Verantwortung der Investoren für eine nachhaltige Stadtentwicklung nicht so weit her ist, dann könnte doch ein nachhaltiges Projekt im Immobilienportfolio im Sinne der Richtlinie dem Image der Investoren und letztendlich dem Quartier helfen.
Neustart
Wir gehen aber davon aus, dass die Investoren nicht bereit und auch nicht in der Lage sind, ein Quartier zu entwickeln, dass den Anforderungen der Stadt von Morgen entspricht. (Schwammstadt, Wohnen und Arbeiten verbinden – die 15 Minuten Stadt, bezahlbare Wohnungen, einen wirklichen Beitrag zur Verkehrswende durch ein autofreies Quartier…). In diesem Falle sollte das Projekt an eine Organisation ggf. eine Stiftung übergehen, welche die Möglichkeiten hat, eine integrale und nachhaltige Projektentwicklung für das Quartier zu steuern. Das Kaldegelände könnte hier der Kern einer nachhaltigen Entwicklung sein. Ein sehr interessantes Vorbild hierfür ist das Groen Kwartier mit der Initiative PAKT in Antwerpen.