Bürgeranhörung

Sind die Ideen, die durch in Anwohner in den Planungsprozess für die Luisenhöfe eingebracht worden sind und weiterhin eingebracht werden, so abwegig? Warum sind diese Ideen nicht schon längst als eine echte Grundlage für die Entwicklung des Quartiers herangezogen worden sind?

Eine Vielzahl von Ideen haben die Anwohner in die Bürgeranhörung vom 14.03.2019 eingebracht. Die Unzufriedenheit mit der bisherigen Berücksichtigung der Bürgeranliegen war sehr groß. Dies hat sich schon in der Länge der Veranstaltung gezeigt, in der noch nicht einmal alle Themenbereiche angesprochen werden konnten. Um möglichst alle Themen in die laufende Bürgerbeteiligung einzubringen, läuft noch bis zum 10.04.2019 eine Unterschriftensammlung in den umliegenden Geschäften sowie online unter:

Open Petition: Die Luisenhöfe nachhaltig gestalten – Für ein lebendiges Reumontviertel!

Darüber hinaus sollten aber alle Anwohner noch eigene Eingaben zu den einzelnen Themen und Ihren Anliegen machen. Mit der Anzahl der Eingaben kann unserem Anliegen deutlich Nachdruck verliehen werden. Eingaben sind unter folgender Adresse möglich:

Bauleitplanung Aachen

Da die Eingaben bisher nicht öffentlich gemacht werden, möchten wir gerne alle Eingaben sammeln und auf dieser Seite veröffentlichen. Eingereichte Eingaben können an folgende Adresse gesendet werden:

info@luisenhoefe-aachen.de

Die Initiative

Die Initiative Luisenhöfe hat sich bislang immer für eine nachhaltige Entwicklung der Luisenhöfe ausgesprochen. Es ist nie eine grundsätzliche Ablehnung des Projekts postuliert worden, obwohl viele Anwohner aus nachvollziehbaren Gründen durchaus einen kompletten Stopp des Projekts begrüßen würden. Aber es gibt in weiten Teilen eine Einsicht, dass zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden muss. Für dieses Gebot neuen Wohnraum schaffen zu müssen, darf aber nicht das gewachsene Umfeld ausgeblendet werden.

Bürgeranhörung

Genau in diesem Grundton ist die Bürgeranhörung im Rahmen der vorzeitigen Bürgerbeteiligung verlaufen. Hier sind die Themen wie die geplante Dichte, ein anderes Mobilitätskonzept, ein wirklich wertschätzender Umgang mit dem vorhandenen Grün explizit von den Anwohnern benannt worden. Auch vom Erhalt des Kalde Geländes war die Rede.

Mobilität anders

Wenn man eine Stadt perspektivisch in die Zukunft entwickeln will, darf man nicht an überkommenen Konzepten, wie dem klassischen Autoverkehr festhalten. Eine Bebauung, welche weitere Verkehrsströme produziert, ist nicht gut für die Stadt. Wie kann man es eigentlich noch rechtfertigen, dass bei doch so knapper Fläche für den Wohnraum, weiterhin Parkraum für den ruhenden Verkehr, welcher im Schnitt 23 von 24 Stunden rumsteht, geschaffen wird. Welches ‚Grundbedürfnis‘ ist hier höher zu bewerten: Parken oder Wohnen?

Klimawandel und Biodiversität

In Zeiten des Klimawandels und dramatisch abnehmender Biodiversität, wird im Projekt Luisenhöfe die Vernichtung einer erheblichen Biomasse in Kauf genommen, welche auch bei Nachpflanzungen sicher erst wieder 30 Jahre Wachstum benötigt, um den heutigen Stand zu erreichen. Selbst ein Verkauf des Boxparks wird erwägt. Im gerade veröffentlichten Entwurf des Flächennutzungplans ist die über Jahrzehnte festgeschriebene und immer von der Stadt Aachen gewollte Grünfläche im Blockinneren verschwunden. Selbst der Boxpark ist nicht mehr als Grünfläche ausgewiesen. Es ist eigentlich unverantwortlich im Zeichen von Heißzeiten, Starkregenereignissen, Bienen- und Singvogelsterben einen Bereich in der Stadt, der noch ein Refugium dafür ist, die Folgen des Klimawandels abzupuffern, so massiv zu bebauen.

Dichte der Bebauung

Auch die soziale Komponente der zukünftigen Bebauung hat an diesem Abend eine große Rolle gespielt. Den ca. 480 Wohnungen im Blockrand stehen ca. 200 Neubauwohnungen gegenüber. Dies wird das Viertel deutlich verändern. Die Forderung der Anwohner den Beschluss des Stadtrats von mindestens 40% sozialem Wohnungsbau zu realisieren, wurde zurückgewiesen. Ebenso wurde eine geringere Dichte gefordert und eine zweigeschossige Bebauung im Blockinneren als angemessen angesehen. Auch wurde die Verbindung von Arbeiten und Wohnen auf dem Kaldegelände als eine Möglichkeit benannt, das Quartier zu stärken.

Bürgerwerkstätten

Letztendlich wurden mehrere Fragen gestellt, wie weiter mit den Eingaben umgegangen wird. Es war eine gehörige Skepsis vorhanden, ob diese Einbahnstraßenkommunikation überhaupt angemessen in die weitere Planung einfließt. Um diese deutliche Skepsis zu entkräften gibt nur den Weg der aktiven Anbindung der Anwohner mittels Workshops oder Bürgerwerkstätten, welche selbstredend zu verbindlichen Ergebnissen führen müssten. Genau das ist, und dies trotz oder besser vielleicht auf Grund der bisher schlechten Erfahrungen im Block mit den Beteiligungsverfahren zum Werkkunsthof und zum Bau des Parkhauses Luisenhospital, von den Anwohnern gefordert worden.

Bürgeranhörung 14.03.2019

Warum werden diese guten und positiven Ideen der Anwohner nicht aufgenommen? Formal ist die Stadt Herr des Verfahrens und kann die Vorgaben für eine Bebauung festsetzen. Ist es die Angst die Investoren zu verprellen, die alle Verantwortlichen davor zurückschrecken lässt, die berechtigten Anliegen der Anwohner sowie die Ideen für eine nachhaltige Entwicklung des Viertels nicht angemessen in den Planungsprozess einzubringen?

Es gibt hier eine Anwohnerschaft, die die Geschicke Ihres Viertels gestalten will. Sie möchte eine Bebauung nicht grundsätzlich verhindern. Hierfür ist aber ein Dialog auf Augenhöhe erforderlich. Dies wird auch in einem Artikel von Raphaela Kell von Regionale Resilienz Aachen nachdrücklich beschrieben.

‚Es hat zu guten Ergebnissen geführt, wenn Anwohner, Investoren, Politiker und Stadtplaner ihre differierenden Ansprüche zur Zukunft des Quartiers miteinander verhandeln müssen.‘ (Wem gehört die Stadt) – Zitat aus dem gleichnamigen Film zum Beteiligungsprozess Helios Gelände Köln Ehrenfeld

Das Projekt Luisenhöfe kann quasi wie im Brennglas ein Vorreiter für eine Entwicklung werden, die Vorbild für zukünftige und nachhaltige Entwicklungen anderer Quartiere ist. Es muss unbedingt eine Vision entwickelt werden, wie mit diesem umfangreichen und ganzheitlichen Thema in Zukunft umgegangen wird. Gerade die Investoren als Bürger dieser Stadt tragen hier eine große Verantwortung.

Letztendlich profitiert die ganze Stadt, wenn an dieser Stelle einfach nur einmal Mut und Weitsicht bewiesen wird.

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